Freitag, 3. Dezember 2010

Phrasen

Als ich gestern Abend so rumhing und Radio hörte, ging mir plötzlich die Frage durch den Kopf: "Wann habe ich eigentlich das letzte Mal von einem Politiker einen vernünftigen Satz gehört?" Ich überlegte ein wenig hin und her, kam aber zu keinem Ergebnis. Egal, ob Radio, TV oder Printmedien, was deutsche Politiker so unter der Bezeichnung deutsche Sprache absondern, fällt eigentlich immer unter den Begriff hohle Phrase. Ich kann ja verstehen, wenn Menschen, die sich wichtig vorkommen, auch wichtig und gewichtig klingen möchten, aber wenn das, wie bei unseren Politprofis, regelmäßig daneben geht, wäre mal ein neues Konzept angesagt. Von Leuten, die Staaten lenken wollen, kann ich ja wohl ein bisschen mehr verlangen als Sätze, die mich an schlecht übersetzte Bücher oder Historienfilme übelster Machart denken lassen. Wenn man sich mal in einer spontanen Rede verspricht, nicht schlimm, kann jedem passieren. Nur, wann halten diese Leute spontane Reden? Die haben doch bestimmt alle mindestens einen Ghostwriter, der ihnen ihre Reden schreibt. Dafür ist das Ergebnis bestenfalls erbärmlich. Wenn man schon selbst unfähig ist, sollte man sich doch jemanden suchen, der es kann. Sollten die ganzen Äußerungen allerdings Eigengewächse sein, würde ich einen Sprachkurs empfehlen. Die finden doch sowieso überall statt, für die Migranten, sollen sich die Politiker doch dazu hocken. Dann kriegen sie auch mal ein Bild von der Realität und wenn wir Glück haben, gewöhnen sie der Merkel da auch ihren Kampfbegriff "alternativlos" ab. Vielleicht ist diese Verunglimpfung der deutschen Sprache allerdings auch Absicht, vielleicht steht das Wahlvolk ja auf verbalen Müll. In einem Land, in dem so Schmierblätter wie das mit den vier großen Buchstaben Riesenauflagen haben, ist der Gedanke wahrscheinlich noch nicht mal allzu abwegig. Eigentlich geht es doch nur darum, Sachverhalte vernünftig zu erklären und den Bürgern oder dem politischen Gegner näher zu bringen. Muss das jedes Mal laufen, als fühle man sich wie Cato vor dem römischen Senat? Wenn man's nicht kann, soll man's eben lassen, damit beeindruckt man nämlich niemanden, sondern macht sich nur lächerlich. Wahrscheinlich geht es aber auch gar nicht darum, irgendjemandem irgendwelche Sachverhalte zu erklären, womöglich noch in verständlicher Sprache. Wenn ich so Sitzungen im Bundestag betrachte, in den Landtagen wird es ähnlich sein, wird doch nur aufeinander rumgehackt. Man hört nicht zu, manche lesen Zeitung, andere bohren in der Nase, wieder andere schlafen ihren Rausch aus. Was vom politischen Gegner kommt, ist prinzipiell totaler Schrott und nicht der Rede wert. Von Diskussionskultur keine Spur, es ist wie im Kindergarten. Und solchen Knallchargen soll ich das Schicksal des Landes in die Hände legen? Diese ganzen Profipolitiker sollten erst einmal den ruhigen und vernünftigen Umgang mit anderen Menschen lernen, auch mit dem politischen Gegner, sie sollten die Bevölkerung nicht für ganz bescheuert halten, das könnte nämlich beleidigend wirken und vielleicht wäre mal ein Rhetorikkurs angesagt, die Kunst der Rede stand nämlich einst in hoher Blüte. Ein halbwegs gutes Buch ab und zu täte es wahrscheinlich auch.

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