Mittwoch, 25. Mai 2011

Wolken

"Tand, Tand, Ist das Gebilde von Menschenhand", so steht es schon bei Fontane. Kaum qualmt ein Berg auf Island ein wenig, bricht hier die große Panik aus. "Komme ich rechtzeitig in meinen Pauschalurlaub nach Malle?" fragen sich viele, auch zahlreiche wichtige Geschäftsreisen sind zu absolvieren und dulden keinen Aufschub. Alles ist gefährdet durch einen unverschämten Vulkan, sollte verboten werden, so ein Ausbruch. Wo bleibt die Politik? Dass sich niemals jemand fragt, ob diese ganze Fliegerei wirklich notwendig ist. In Zeiten der Videokonferenzen in Echtzeit kann man sicher einen großen Teil der Geschäftsreisen unter den Tisch fallen lassen. Ein paar mögen ja nötig sein, um neue Geschäftspartner kennenzulernen oder dergleichen, aber ansonsten scheint doch eher die Reisefreudigkeit der jeweiligen Mitarbeiter im Vordergrund zu stehen. Rumreisen wird wohl nicht so als Arbeit wahrgenommen wie im Büro zu sitzen und auf einen Bildschirm zu starren. Ich will den Leuten ja nicht anempfehlen, nach Italien zu laufen, wie noch zu Goethes Zeiten, obwohl das sicher auch seinen Reiz hatte, aber dieses völlige Fehlen des Bewusstseins, dass Fliegen extrem umweltschädlich ist, stört doch etwas. Natürlich erwartet auch diese Branche permanentes Wachstum, Stillstand ist ja bekanntlich Rückschritt und so darf man in Zukunft noch mehr und größere Flugzeuge erwarten, neue Start- und Landebahnen werden nötig und mehr Flughäfen sowieso. Wie vorhin im Radio, wo erwähnt wurde, dass der Verkehrsminister in NRW sich nicht vorstellen kann, andere Verkehrskonzepte anzudenken und statt dessen immer mehr und mehr Autos erwartet und dementsprechend auch immer mehr und mehr Straßen. Armselig. Wo soll das alles enden? Luft, die man nicht mehr atmen oder, im wahrsten Sinne des Wortes, durchschauen kann? Die deutsche Autoindustrie mit ihren dicken Dreckschleudern hofft auf den Markt in Fernost, super. Dann haben die da auch alle diese Schüsseln und dann verabreden sich alle zu einem gemeinsamen Startvorgang aller Autos und innerhalb von 2 Sekunden sind die Rohölvorräte dieser Erde weggebrutzelt. Übrigens, die 15 größten Schiffe der Welt blasen soviel Schwefeldioxide in die Luft wie alle Autos dieser Welt. Der Sprit, den die verbrennen, ist Schweröl und einfach nicht allzu hochwertig, genauer gesagt, ein Abfallprodukt der Ölindustrie. Aber ist doch nicht schlimm, ist doch weit draussen auf See. Vielleicht sollten die Leute sich mal fragen, ob dieses permanente "schneller, höher, weiter" wirklich erstrebenswert ist. Die Zahlen ausgebrannter Menschen sprechen ja für sich. Lieber mal innehalten, sich hinsetzen und die Schönheit der Wolke über Island bewundern.

Dienstag, 3. Mai 2011

Die Gerechtigkeit hat gesiegt

Bei all dem Tamtam gestern, dass der Nachricht von bin Ladens Hinrichtung folgte, fiel mir auf, dass unsere geliebte und hochverehrte Kanzlerin ihrer Freude über die Tötung eines Menschen Ausdruck verlieh. Ich bin sicher kein bin Laden-Fan und halte auch die Methode, unschuldige und unbeteiligte Menschen in die Luft zu sprengen, für völlig daneben, aber dass eine Kanzlerin aus einer angeblich christlichen Partei, zudem noch eine Pfarrerstochter, sich freut, dass ein Mann von einem Killerkommando zur Strecke gebracht wurde, wirft kein gutes Licht auf ihren Glauben, auf ihr Verständnis des Rechtsstaates sowieso nicht. Dass dabei noch ein paar andere Leute umgebracht wurden, kennt man ja von den Amis, der übliche Kollateralschaden eben. Natürlich entblödet sich die Merkel auch nicht, in Amiland anzurufen und zu gratulieren, aber das ist ihre ganz normale Anbiederei und Kriecherei den Amis gegenüber. Dass diese Aktion ein großer Schlag gegen den internationalen Terrorismus war und die Welt jetzt sicherer sei, halte ich allerdings für eine Fehleinschätzung. Vorausgesetzt, die haben wirklich bin Laden erwischt, haben sie einen alten und kranken Mann erschossen, ohne Telefon- und Internetverbindung zu den Terroristenscharen in der ganzen Welt, deren Chef er ja angeblich war. Ich glaube, der hatte sich schon längst aus dem Geschäft zurückgezogen, war bestenfalls noch als Ikone und Markenzeichen zu gebrauchen, doch im aktiven Geschäft dürften schon längst andere das Sagen haben. Die könnten allerdings den Tod bin Ladens zum Anlass nehmen, Rachepläne zu schmieden und ein paar Bomben zu schmeissen. Die Welt ist also eher unsicherer geworden und nicht sicherer, wie die zahlreichen Terrorismusexperten in Funk und Fernsehen behaupten. Dass die Medien sich überhaupt eines Tons wie in amerikanischen Actionfilmen bedienen und keinerlei kritische Bemerkung zu der rechtlich zumindest umstrittenen Aktion der Amis fiel, zeigt einmal mehr, dass sie politisch durchseucht und völlig abhängig von der Meinung der Herrschenden sind. In Amerika rasten sie derweil aus vor Freude und Obama ist der Wiederwahl einen großen Schritt nähergerückt. Seine Bemerkung, dass der Tod bin Ladens sogar das Folterlager Guantanamo rechtfertige, finden seine Untertanen wahrscheinlich auch nicht seltsam oder umstritten, die denken offenbar eher in Kategorien wie Auge um Auge, Zahn um Zahn. Sind eben wahre Christen da drüben, wie unsere Kanzlerin.