Dienstag, 31. August 2010

Feste feiern

Man muß die Feste feiern, wie sie fallen. Nachdem gestern Roland Koch seinen Abschied aus der Politik nahm, um sein Glück in der Privatwirtschaft zu suchen, nun also ein weiterer Festakt: 20 Jahre Unterzeichnung des Einigungsvertrages. Während Roland Kochs Rückzug sicher für viele Menschen ein Grund zu ausgelassener Freude war und man diesen Tag zu Recht einen Festtag nennen kann, sind die Lobgesänge zum Einigungsvertrag stark übertrieben. Die Kanzlerin sieht Deutschland "in internationaler Verantwortung für Freiheit und Demokratie", "die Deutschen müssten international für das kämpfen, was ihnen selbst gelungen sei." Große Worte, geht`s auch ne Nummer kleiner? Wie wär`s, bevor deutsche Soldaten dem Rest der Welt mal wieder das deutsche Wesen näher bringen, erst mal hierzulande die Demokratie einzuführen? Mit der feindlichen Übernahme der DDR sind wir dieser utopischen Vorstellung doch keinen Schritt näher gekommen. Die ganzen Scheinparteien von da drüben wurden ihren Westpendants anstandslos einverleibt, die ganzen Stasi-Leute fanden ein Auskommen in den westlichen Geheimdiensten und viele, beim besten Willen nicht mehr zu verwendende Ostpolitiker verzehren jetzt stattliche Renten. Die Ansicht Merkels, "der Einigungsvertrag sollte uns ein gutes Beispiel sein für weitere Verträge, die auf der Welt zu schließen sind", kann also nur einem sehr verzerrten Weltbild entsprungen sein. Schön, daß sie wenigstens die Bürgerrechtler erwähnt, die auf die Straße gegangen sind und ihren Kopf hingehalten haben, sie selbst war ja nicht dabei, hat lieber an ihrer Karriere gefeilt und den Mund gehalten. Sie hätte sicher auch in einer weiterbestehenden DDR Karriere gemacht, solche Leute fallen immer auf die Füße. Womit wir wieder bei Roland Koch wären. Ich bin sicher, er wird sein Glück in der Privatwirtschaft nicht nur suchen, sondern auch finden. Er hat genug Verbindungen während seines politischen Werdegangs geknüpft, um für die Industrie jetzt interessant zu sein. So sei zum Schluß nur noch kurz eine Person erwähnt: Der dicke Mann, der unbedingt in die Geschichtsbücher wollte und dem wir das DDR-Debakel in dieser Form zu verdanken haben. Er war es auch, der sich der jungen Angela Merkel annahm und ihr half, das zu werden, was sie heute ist. Wenigstens das hätte er uns ersparen können.