Dienstag, 7. Dezember 2010

Legal, illegal?

Wie viele Organisationen und Dienstleister sich jetzt von Wikileaks distanzieren, ist grotesk. Amazon, PayPal, Postfinance und was da noch an Kriechern ist, die es sich mit den Mächtigen nicht verderben möchten und die jetzt mit den abenteuerlichsten Begründungen ankommen, warum sie ihre Dienste nicht mehr zur Verfügung stellen. Falsche Adresse bei der Kontoeröffnung angegeben, Missachtung der Nutzungsregeln, illegales Tun. Das mit dem illegalen Tun finde ich am schärfsten, denn diese Illegalität definieren ja ausgerechnet die, die den meisten Dreck am Stecken haben. Das ist wie mit dem internationalen Waffenhandel. Wenn eine Regierung Waffen überall hin verkauft, ist das völlig in Ordnung, wenn es eine Privatperson tut, wie zum Beispiel dieser Viktor Bout, ist es ein Verbrechen. Nur, wo ist da der Unterschied? Waffen, die offiziell von irgendwelchen Ländern verkauft werden, sind gut und dienen dem Weltfrieden, oder was? Es ist lächerlich. Die Leute, die die Gesetze machen, auch Legislative genannt, sorgen schon dafür, dass sie auf der richtigen Seite stehen. So bleibt man an der Macht. Unliebsame Umtriebe werden einfach als illegal definiert und der staatlichen Verfolgung preisgegeben. Dass die Mächtigen dieser Welt offiziell im Recht sind, heißt ja noch lange nicht, das ihr Handeln auch in Ordnung ist. Allein die paar Sachen, die jetzt durch Wikileaks ans Licht gekommen sind, werfen ein mehr als erschreckendes Licht auf die Machenschaften, die weltweit abgehen. Ich nenne nur mal die Beeinflussung der spanischen Justiz durch die Amerikaner, die in Bagdad einen spanischen Kameramann getötet haben, Untersuchungen dazu aber um jeden Preis unterdrücken wollten. Dass die spanische Regierung ein willfähriger Helfer war, sei nur nebenbei erwähnt. Normalerweise sollte ein einziger Vorfall dieser Art reichen, um Regierungen aus dem Amt zu jagen. Nun ist die Zahl solcher Begebenheiten aber immens, und deswegen ist es um so erbärmlicher, wie jetzt viele, die vorher gerne das Geld von Wikileaks für ihre Dienste genommen haben, reagieren. Wenn sie nichts mit illegalen Machenschaften zu tun haben wollen, sollten sie in erster Linie darauf verzichten, mit Regierungen zusammenzuarbeiten, die ja gerne ihre eigenen Regeln missachten. Die Gefahr, dabei Verbrechen zu begehen, ist erheblich größer, als wenn man Wikileaks hilft, solche aufzudecken.

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