Samstag, 4. September 2010

CO2

In der letzten Technology Review findet sich eine "Expertendiskussion" zum Thema CO2-Speicherung unter der Erde. Von den beiden Diskutanten ist allerdings nur einer, Professor Rolf Kreibich, ein Experte, der andere, Michael Donnermeyer, ist der Geschäftsführer des IZ Klima e.V., einem Informationszentrum der Industrie, auch der Energieindustrie, das der Bevölkerung diese hirnrissige Technologie schmackhaft machen soll. Der Mann ist Journalist und war früher mal der Sprecher des Berliner Senats. In dem Gespräch geht es darum, daß die Industrie weiterhin riesige Mengen von CO2 produzieren will. Anstatt das Zeug aber wie bisher einfach in die Landschaft zu blasen, soll es unter hohem Druck verflüssigt und unter der Erde eingelagert werden. Wo genau, das weiß noch keiner, aber egal, man befindet sich ja noch in der Erprobungsphase. Dass man ebenfalls nicht weiß, wie sich flüssiges CO2 unter der Erde in großen Tiefen verhält, sei nur am Rande erwähnt. Dazu ein goldenes Wort unserer geliebten Kanzlerin, die ja Physikerin ist: "In jeder Sprudelflasche ist CO2, davor braucht man keine Angst zu haben." Herausragend, wahrlich. Kein Wunder, daß die Frau nicht als Physikerin arbeitet, Politik ist wohl doch etwas einfacher. Professor Kreibich gibt in dem Gespräch zu bedenken, daß es nicht unwahrscheinlich ist, daß Gas aus den unterirdischen Speichern austritt, entweder explosionsartig oder auch schleichend. Da CO2 schwerer ist als Luft, sammelt es sich am Boden und könnte zu dem ein oder anderen Atemproblem führen. Man denke da an den Nyos-See, aus dem 1986 rund 1,6 Mio. Tonnen CO2 entwichen und bis in 27 km Entfernung über 1700 Menschen und tausende von Tieren ums Leben kamen. Diese 1,6 Mio. Tonnen sind im Vergleich zu den Mengen, die die Industrie hierzulande im Boden verpressen will, ein kleiner Rülpser. Wenn man mal davon absieht, daß die Kraftwerksbetreiber, die ja so unglaublich von dieser Technologie überzeugt sind, auch gerne bereit wären, für Forschung und Entwicklung öffentliche Gelder zu verbraten, um ja nicht ihre exorbitanten Gewinne zu schmälern, bleibt noch das Problem der Effizienz. Ein großer Teil der in den Kraftwerken erzeugten Energie geht nämlich dafür drauf, das CO2 abzuscheiden. Das schiesst die Wirtschaftlichkeit dieser Kraftwerke zurück ins Mittelalter. Alles in allem geht es also nur darum, der Industrie ein Klimaschutzmäntelchen umzuhängen und so weiterzumachen wie immer. Anstatt CO2-Erzeugung zu vermeiden und erneuerbare Energien voranzutreiben, saut man lieber weiter rum und verdient sich mit den fossilen Energieträgern eine goldene Nase.

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