Mittwoch, 23. November 2011

Der Tod ist ein Meister aus Deutschland

Heulen und Zähneklappern, Krokodilstränen und tiefstes Bedauern sind bei unserer hochverehrten Regierung derzeit angesagt. Was ist passiert? Nun, es hat sich herausgestellt, dass es in Deutschland rechtsextreme Gruppierungen gibt, die mordend durch die Lande ziehen und Angst und Schrecken verbreiten. Höchst bemerkenswert, diese Feststellung, stand der Feind bislang doch immer links. Links und Terrorismus wurde doch praktisch synonym gebraucht und hinter jeder Ecke lauerte der anarchistische Attentäter. Und wer wurde nicht alles in diesen Topf geworfen: Globalisierungskritiker, Finanzmarktgegner, ökologisch Bewegte, Studenten, Hippies, Baumfreunde, Veganer und Menschen mit handgestrickten Schafwollsocken, praktisch jeder, der anders lebte als der rechtskonservative Mainstream oder der es wagte, den Mund aufzumachen, um vielleicht mal ein wenig Kritik am bestehenden System zu üben. Diese Leute waren sofort potentielle Staatsfeinde und mussten beobachtet werden. Brennende Autos oder an irgendwelchen Bahnstrecken deponierte lächerliche Plastikflaschen mit "brennbaren Flüssigkeiten", Graffiti an Hauswänden oder von frustrierten Jugendlichen abgerissene Mülleimer, alles war gleich ein Zeichen für den grassierenden Linksterrorismus und der Staat holte die große Keule raus. Aber Rechts? Von da drohte keine Gefahr. Egal, wie viele Leute rechten Schlägern zum Opfer fielen, egal, wie viele national befreite Zonen und No-go-Areas für Ausländer und linksalternative Leute es gab, das sind doch alles Kindereien, bedauerliche Einzelfälle, nicht der Rede wert, lautete der Tenor der Obrigkeit. Verharmlosung war angesagt, sicher nicht verwunderlich bei einer Regierung, die selbst kaum linker Gesinnung verdächtig ist und für die Dinge wie Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit, ressourcenschonendes Wirtschaften, Integration, friedliches Zusammenleben und dergleichen mehr purer Linksradikalismus, also Teufelswerk sind. Trotzdem, nur, um mal zu sehen, ob die Jungs auch genug Spaß haben, hat man dann aber doch mal ein paar V-Leute vom Verfassungsschutz in die rechte Szene eingeschleust, ganz unverbindlich und auf keinen Fall, um zu stören. Einfach mal so zum Gucken, vielleicht brauchen die Kids ja was und man kann aushelfen. Und jetzt das: Eine beispiellose Mordserie erschüttert die Republik und veranlasst die traditionell auf dem rechten Auge blinde Regierung, Bedauern zu heucheln. Wie konnte das nur passieren, wie schrecklich! Wer konnte damit rechnen? Ich würde sagen, jeder, der zu sehen verstand. Dieser unsoziale Ungeist, der von den Regierenden geschürt wird, diese unterschwellige Ablehnung fremdstämmiger Einwohner, die Chancenlosigkeit der Jugend in der heutigen Gesellschaft, die systematische Zerstörung des Bildungssystems und statt Aufklärung die Verharmlosung rechten Gedankenguts, all das förderte die Entstehung eines Klimas, in dem solche radikalen Netzwerke, die auch vor Mord nicht zurückschrecken, gedeihen konnten. Nachdem man also seit vielen Jahren die Gesellschaft in dieser Weise zerstört hat, muss man sich jetzt nicht wundern, was passiert ist und vor allem nicht betroffen tun. Es gibt sicher viele rechtschaffene Leute, die wirklich bedauern, was geschehen ist und Mitgefühl mit den Opfern haben. Bei der Regierung und ihren Geheimdiensten habe ich allerdings Zweifel.

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